El Silbo [el ˈsilβo] (span. „der Pfiff“) bezeichnet die Pfeifsprache der Guanchen, der Ureinwohner der Kanarischen Inseln. Eine Form davon hat sich bis heute auf der Insel La Gomera erhalten.

Die genauen Ursprünge der Pfeifsprache sind nicht eindeutig. Vielleicht ist sie von Volksstämmen aus dem Atlas-Gebirge im heutigen Marokko auf die Kanaren gebracht worden. Gesichert ist, dass zwei französische Missionare im Jahre 1413 in einer Schrift namens Le Canarien einen merkwürdigen Stamm auf den Inseln erwähnen, „der nur mit den Lippen spricht“. Damals war El Silbo auch auf El Hierro und Teneriffa gebräuchlich, jedoch in der Sprache der Guanchen, dem Guanche. Erst seit der Eroberung des Archipels wird auf spanisch gepfiffen.

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El_Silbo_Gomero (Photo credit: Tinópolis)

El Silbo entstand aus dem Bedürfnis, sich über die vielen tiefen und weiten Schluchten der Vulkaninseln zu verständigen. Schon im 15. Jahrhundert konnte sich die Urbevölkerung mit Hilfe von El Silbo vor den spanischen Eroberern und vor Piratenüberfällen schützen. Diejenigen, die El Silbo benutzten und noch heute benutzen, nennt man Silbadores (die Pfeifer). Noch im Spanischen Bürgerkrieg wurden die Männer, die die Pfeifsprache beherrschten, von beiden Seiten zur Nachrichtenübermittlung an der Front eingesetzt.
Bei El Silbo handelt es sich um eine Sprache, deren bedeutungsunterscheidende Elemente als Pfiffe bestimmter Tonhöhe und -länge artikuliert werden. Es werden in sehr vielen Varianten mit Hilfe von Tonhöhe und Lautstärke nur zwei Vokale und vier Konsonanten benutzt. Trotzdem kann man mit El Silbo alles beschreiben. Es ist die lauteste Kommunikationsform, die ohne Hilfsmittel auskommt; die Reichweite kann, je nach Windrichtung, acht bis zehn Kilometer betragen. Die Technik besteht aus Zeige- und Mittelfinger, die in den Mund gelegt werden. Die Töne entstehen mit Hilfe der Zunge, wenn beim Ausstoßen der Luft gleichzeitig die Lippen gespitzt oder in die Breite gezogen werden. Mit der anderen Hand kann der Schall in eine bestimmte Richtung gebracht werden.
Die UNESCO hat El Silbo 1982 auf die Liste der zu schützenden Weltkulturgüter gesetzt. Im September 1999 hat die kanarische Inselregierung an allen Grundschulen der Insel La Gomera El Silbo als Pflichtfach eingeführt, vorher war die Pfeifsprache Wahlfach.
Pfeifsprachen gibt (oder gab) es auch in den PyrenäenMarokkoMexikoThailand und der Türkei; weltweit existieren schätzungsweise 60 verschiedene Pfeifsprachen. Quelle: Wikipedia

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